Freitag, 10. Oktober 2014

Denk- und Sinnsprüche

Liebe Leserinnen und Leser,

seit meinem letzten Blogbeitrag sind einige Monde vergangen, und inzwischen hat der Herbst Einzug in die hiesigen Gefilde gehalten. Wer angesichts der mitunter trüben Herbststimmung melancholische Gedanken entwickelt, der sollte sich aber vor Augen halten, dass jedes Absterben und Vergehen auch immer den Keim für etwas Neues in sich birgt.

In den letzten Monaten haben mich die Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt, an dem ich alt zu werden gedenke und der auch gleichzeitig meine neue Wirkungsstätte werden soll, sowie meine als Zusatzqualifikation gedachte Ausbildung bei der IWCMAA doch zeitlich stärker in Anspruch genommen, als ich anfänglich vermutet hatte.
Während die Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt noch in vollem Gange ist und gerade dieser Tage nach einem ärgerlichen Rückschlag mit neuem Schwung vorangetrieben wird, hat die Ausbildung bei der IWCMAA bereits erste Früchte getragen.
Schon jetzt kann ich konstatieren, dass mich der in dieser Association betriebene, noch schön unverfälscht wirkende Stil des Ip Man Wing Chun sehr anspricht. Auf alle Fälle aber stellt diese Ausbildung, die für mich dank meines bereits vorhandenen Wissens eher eine Art Fortbildung ist, einen nicht zu unterschätzenden Erkenntnisgewinn und eine willkommene Ergänzung meines technischen Repertoires dar.

Selbstverständlich habe ich auch den - zumindest im Süden der Bundesrepublik zu kurz ausgefallenen - Sommer möglichst nach Kräften zu nutzen getrachtet.
Und in der stillen Abgeschiedenheit der Kärntner Berg- und Seenwelt, wo ich schon fast traditionsgemäß wieder meinen Sommerurlaub im Juni verlebt hatte, konnte sich auch endlich mein Geist wieder zu altbekannten Höhen aufschwingen und meine Inspiration neue Nahrung finden. So entstanden in dieser Zeit einige Denk- und Sinnsprüche, die sich in der Tradition der alten fernöstlichen Philosophen und der berühmt gewordenen Vierzeiler der japanischen Samurai-Dichtkunst bewegen.

Inwieweit diese Gedanken auch die geschätzte Leserschaft inspirieren mögen, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedoch möchte ich meine Kreationen meinen Lesern auch nicht vorenthalten, so dass ich sie nun im Folgenden präsentiere:

Wer sich nie umschaut,
kann auch nicht hinter sich blicken.
Wer den Blick nie hebt,
sieht auch keine Weite.
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Wer sich zu schnell zufrieden gibt,
wird nichts erreichen.
Wer niemals zufrieden ist,
wird unglücklich werden.
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Wer durch Gewalt lebt,
wird durch Gewalt sterben.
Wer den Frieden um jeden Preis sucht,
ist bereits lebendig begraben.
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Wer nach dem Großen trachtet,
ohne in kleinen Schritten zu denken,
wird scheitern.
Wer nur kleine Schritte kennt,
ohne je ein großes Ziel vor Augen zu haben,
vergeudet sein Leben.
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Wer im Überfluss nicht sparsam ist,
wird im Mangel darben.
Wer sich aus Geiz dem Leben verschließt,
geht wahrlich in die Irre.
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Wer seine Feinde fürchtet,
wird besiegt werden.
Wer seine Feinde das Fürchten lehrt,
wird den Sieg davontragen.
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Wer wahre Freunde nicht ehrt,
wird einsam werden.
Wer falsche Freunde hat,
ist bereits einsam.
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Wer den Kampf sucht,
wo der Frieden noch möglich scheint,
ist ein Narr.
Wer am Frieden festhält,
wo der Kampf unausweichlich wird,
ist ein Feigling.
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Wer in der Jugend das Alter nicht ehrt,
ist ein Lump.
Wer im Alter die Jugend nicht respektiert,
verdient keine Ehre.
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Wer geringe Taten in höchsten Tönen preist,
ist ein Blender.
Wer beachtliche Leistungen ohne Aufsehen vollbringt,
besitzt Tugend.
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So weit also lauten meine eigenen Denk- und Sinnsprüche, die mir in einer stillen Stunde in Kärnten quasi in die Feder geflossen sind. Einige davon lassen sich bestens auf die Welt der Kampfkünste übertragen, andere wiederum stellen eher eine allgemeine Ansicht zu Alltagsumständen und Lebenswirklichkeiten dar.
Wenn die werte Leserschaft daraus eigene Denkanstöße erfahren sollte, so ist die Mühe, diese Gedanken hier niederzuschreiben, schon mehr als ausreichend entlohnt.
Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die Urheberrechte an diesen Sprüchen einzig und allein bei mir liegen und dementsprechend bitteschön gewürdigt und respektiert werden sollten.
Aber in den Sphären der vom hehren Geist der Kampfkünste durchdrungenen Leserschaft wird sich ja sicher ohnehin niemand mit fremden Federn zu schmücken gedenken!

In diesem Sinne verbleibe ich einmal mehr

Euer Sifu Kai